Fliegen in den USA – das ist der Traum vieler Piloten. Nicht nur ist die USA der größte Markt für die Flugzeughersteller, nein auch die Community an Piloten deutlich größer als in unseren Gefilden.
Viele Piloten träumen davon auch mal in ein Busch-Flugzeug mit riesigen Tundra-Reifen steigen zu dürfen und einfach irgendwo auf freiem Feld landen zu können, oder einfach mit einer der günstig zu charternden Cessna und Piper über den Grand Canyon zu fliegen.

Auch die fliegerische Ausbildung in den USA ist immer noch ein beliebter Weg zur Pilotenlizenz. Ob dieser insgesamt günstiger ist, mag bezweifelt werden, auf alle Fälle sammelst Du eine Menge an Erfahrungen.

Welche Grundlagen müssen erfüllt sein

Bevor es ins Flugzeug geht, müssen einige Formalien beachtet werden, damit alles reibungslos und ohne Probleme klappt. Hier stehen vor allem zwei Hürden auf dem Weg ins Cockpit:

  1. TSA-Check
    Wenn Du in den USA eine fliegerische Ausbildung beginnen möchtest, sei es die Ausbildung zum US-PPL oder ein IFR Rating, so benötigst Du eine Genehmigung der Transportation Security Administration (TSA). Falls du bereits einen Schein hast und diesen in den USA nur validieren möchtest, um dort dann während des Urlaubs zu fliegen, ist keine TSA-Genehmigung notwendig.
  2. VISUM
    Wenn der Hauptzweck Deiner Reise ist, eine Flugausbildung anzutreten, dann ist hierfür ein Visum erforderlich. Auch hier gilt wieder, solltest Du Deinen europäischen Flugschein lediglich validieren lassen wollen, benötigst du kein Visum.
    ACHTUNG! Die Flugschulen, die eine visapflichtige Ausbildung anbieten dürfen, müssen nach Part 141 des US-Luftfahrtgesetzes zugelassen sein. Die meisten Flugschulen haben aber sogenannte Part 61 Zulassungen. Erkundige Dich unbedingt vor Antritt bei der Flugschule Deiner wahl, ob die Flugschule nach Part 141 zugelassen ist.

Ablauf der Validierung eines bestehenden Flugscheins

Europäische Lizenzen können von dafür zugelassenen Prüfern oder den Regionalen Vertretungen der FAA, den sogenannten FSDOs validiert werden. Der erste Schritt ist hierfür schon bereits von zu Hause aus einen Antrag zu stellen, damit überprüft werden kann, ob die Lizenz in den USA überhaupt Gültigkeit hat. Die eigentlich Validierung kann unterschiedlich ablaufen, aber häufig reicht ein nettes Gespräch mit dem Prüfer. Wenn dieser der Meinung ist, dass Deine Englischkenntnisse ausreichend sind, wird er Dir eine vorläufige US-Lizenz ausstellen. Ein extra US-Medical musst Du nicht machen.

Flying in Sedona USA

Solltest Du eine IFR Berechtigung validieren lassen wollen, so musst du noch einen kleinen Test von 50 Fragen machen und erhältst dann Deine Validierung.
Das ganze Prozedere lassen sich die Prüfer natürlich bezahlen.

Reicht mein Englisch?

Du solltest Dir vor Antritt Deiner Reise natürlich klar machen, dass Du in einem englischsprachigem Land unterwegs bist und die Menschen dort deutlich schneller Englisch sprechen, als wenn du im europäischen Ausland mit einem französischen Lotsen oder gar in Deutschland auf Englisch funkst. Es hilft, wenn Du vorher einen Englisch Proficiency Test absolvierst und dort ungefähr Level 4 (C1) bestehst.

Vor dem Fliegen erst das Flight Review

In den USA muss jeder Pilot, der als verantwortlicher Pilot in Command (PIC) unterwegs sein will, alle zwei Jahre ein sogenanntes Flight Review mit einem Fluglehrer absolvieren. Man kann hier nicht durchfallen, da es keine Art Test ist, aber der Fluglehrer muss vom fliegerischen Können des Piloten überzeugt sein. Ansonsten wird er ihm die Unterschrift in seinem Flugbuch verweigern.
Das Flight Review teilt sich in einen Teil am Boden, in dem eine Stunde lang über unterschiedlichste Theorie Themen gesprochen wird, gefolgt von einem einstündigen Flug mit verschiedenen Übungen, die zu absolvieren sind.

Auch für europäische Piloten gilt es diesen Flight Review vor dem ersten Flug zu absolvieren. Allerdings kann man diesen gleich mit einer Einweisung in die Unterschiede des amerikanischen Luftverkehrs kombinieren und so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Was ist anders beim Fliegen in den USA

Die Luftfahrt ist dank der ICAO weltweit einheitlich geregelt. Wenn man aber ins Detail schaut, dann stellt man schnell fest, dass dieser weltweite Standard von lokalen Eigenheiten durchzogen ist. Deshalb gibt es ein paar Sachen, die Du beim Fliegen in den USA beachten solltest.

Flugfunk

Um dich auf den Flugfunk vorzubereiten kann ich Dir drei Dinge empfehlen. Zum einen kannst du über die Seite LiveATC.net in den amerikanischen Flugfunk reinhören und dich so einerseits an das Sprachtempo und andererseits an die Phraseologie gewöhnen. Hierzu gibt es auch eine App, mit der Du auch unterwegs einfach zuhören kannst. Idealerweise hörst Du Dir schon im Vorfeld Deiner Reise schon den Flugfunk von den Airports an, an denen Du später fliegen wirst.

David Clark H10-13.4 perfekt für Flugschüler

Eine zweite Möglichkeit dich auf den amerikanischen Flugfunk vorzubereiten ist die kostenpflichtige App PlaneEnglish. Ähnlich, wie der in Deutschland bekannte VFR Sprechfunksimulator, kannst Du mit der App die Sprechgruppen anhand eines simulierten Fluges inkl. der amerikanischen Luftfahrtkarten (die Du dann nebenbei auch noch kennenlernst) üben.

Die dritte Möglichkeit Dir den vom Slang geprägten amerikanischen Flugfunk näherzubringen, ist es Dir die unzähligen YouTube Kanäle von amerikanischen Piloten anzuhören und dort gerade die Videos herauszusuchen, bei denen einfach nur ein Flug ohne große Story drumherum gezeigt wird. Wenn Du noch keinen amerikanischen YouTube Piloten kennst, empfehle ich Dir unseren Artikel hierzu.

Mehr Eigenverantwortung

Gerade das Thema kontrollierte und unkontrollierte Plätze wird in den USA ganz anders gehandhabt als in Deutschland. Im Gegensatz zu uns, gibt es in den USA keinen Flugleiterzwang. Das heißt, es gibt Plätze an denen niemand sein wird, wenn Du dort anfliegst. Es liegt in der Verantwortung der Piloten sich in der Platzrunde und am Boden zu koordinieren.

Deshalb sind ordentliche und regelmäßige Positionsmeldungen in der Platzrunde Pflicht.

Chartern einer Maschine

Die Suche nach einem Vercharterer sollte schon vor Beginn Deiner Reise in die USA anfangen. Suche dir Flugschulen und Charter-Companies in Deiner Urlaubsregion heraus und schreibe diese an. Im Idealfall kennen sich die Betriebe bereits mit dem Chartern an internationale Kunden aus und wissen worauf zu achten ist.

Im nächsten Schritt schadet es nicht in dem Betrieb oder der Flugschule einmal anzurufen und einige Details am Telefon zu klären. So kannst Du schonmal deine Englisch-Kenntnisse testen und kriegst ein Gefühl für den Umgangston bei dem Vercharterer. Wichtige Themen, die geklärt werden sollten sind:

  • Welche Voraussetzungen werden für Dein Flugzeug der Wahl verlangt?
    • Welche Berechtigung?
    • Welche Flugerfahrung?
  • Wie hoch ist die Selbstbeteiligung bei der Versicherung?
  • Gibt es eine Minimal Nutzung am Tag, wenn Du die Maschine für einen längeren Zeitraum buchen willst?
  • Gibt es irgendwelche Einschränkungen bei Flügen?
    • Flüge ins Ausland?
    • Landungen auf Grasplätzen?

Der obligatorische Checkflug

Bevor Du nun endlich die Maschine buchen kannst, wirst Du einen Checkflug mit einem Fluglehrer absolvieren müssen, damit der Vercharterer auch sicher sein kann, dass Du mit dem Flugzeug ordentlich umgehen wirst.
Du solltest Dich vorher bereits mit dem Handbuch des Flugzeuges Deiner Wahl beschäftig haben und wissen, wie man eine ordentliche Weight&Balance, sowie Startstreckenberechnung durchführt. Hier achten die US-Fluglehrer besonders drauf. Häufig kommt es vor, dass die Vercharterer Dir einen kleinen Theorie Test vorlegen werden, den Du auch noch absolvieren musst. Aber keine Sorge, Du darfst hier auch mal in den Unterlagen nachschlagen, wenn Du etwas nicht genau weißt.

Fliegen in den USA - Das Buch

Fliegen in den USA

All diese Informationen und noch viel mehr findest Du in dem Buch Fliegen in den USA von Klaus-Jürgen Schwahn.
In der ersten Auflage erschien das Buch bereits vor 25 Jahren und wurde seitdem im zweijährigem Rhythmus aktualisiert. In dieser langen Zeit haben sich natürlich viele Dinge verändert, wie etwa das aufkommen von Electronic Flight Bags etc, die vom Autor mit eingebaut wurden.
Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen haben sich durch die Anpassung von EASA und FAA Zulassungskritierien verändert. So ist es ab Mai 2021 deutlich einfacher seine in den USA erworbene Lizenz in einen EASA Flugschein umzuschreiben.

Wer hat das Buch geschrieben

Dr. Klaus-Jürgen Schwahn hat zunächst seinen eigenen Erlebnisse in der ersten Auflage niedergeschrieben. Hier beschreibt er, wie er als frischgebackener Ingenieur in Deutschland einen PPL machte und später bei einer USA Reise dazu eingeladen wurde einen IFR-Schein in Florida zu machen. Damals keine selbstverständliche Sache. Aus der IFR Berechtigung wurde dann im Jahr darauf ein CPL und wiederum ein Jahr danach das Multi Enginge Rating und die Lehrberechtigung.

Aus den eigenen Erfahrungen heraus gründete er mit anderen ausländischen Fluglehrern dort eine Flugschule und schaltete im Flieger Magazin Werbung für Flugunterricht in den USA, woraufhin sich schnell die ersten Interessenten meldeten.

Wie ist das Buch strukturiert

Der erste Teil des Buches behandelt alle formalen Themen, die mit der Einreise und dem Fliegen in den USA zu tun haben. Dies geht vom Sprach- und Terroristen-Check über die VISA Formalitäten bis hin zum Lizenz-Check, wo genau beschrieben wird, wie und wann welche Lizenz genutzt werden kann und wann nicht.

Der zweite Teil des Buches behandelt das eigentliche Fliegen. Wie kommt man an einen Flieger, was ist ein Checkflug, wie erfolgt die Flugvorbereitung und welche Hilfsmittel gibt es dafür. Auch auf den für uns Europäer ungewohnten Flugfunk wird gesondert eingegangen.
Abgeschlossen wird das Kapitel mit einer Auflistung an wunderschönen Ausflugszielen rund um den Standort der Flugschule in Florida.

Der dritte Teil ist für angehende Piloten interessant. Hier geht es um die Ausbildung in den USA. Zunächst wird darauf eingegangen, welche Lizenzen später in Europa überhaupt anerkannt werden und worauf man hierbei achten sollte. Danach erhält man eine detaillierte Beschreibung, was für die Umschreibung einer FAA Lizenz in eine EASA Lizenz noch zu tun ist. Dieser Abschnitt wird mit einem Fazit abgeschlossen, dass einem die Vor- und Nachteile einer Ausbildung in den USA aufzeigt.

Sollte man sich danach entschlossen haben, die Ausbildung in Amerika durchführen zu wollen, findet man danach weitere interessante Themen, etwa wie man eine gute Flugschule findet und wie die eigentliche Ausbildung abläuft.

Der vierte und fünfte Teil des Buches befassen sich mit den Ultraleichtflugzeugen und der Haltung eines N-Registrierten Flugzeuges in Deutschland. Dies ist sehr informativ, aber natürlich nur für diejenigen unter uns geeignet, die das nötige Kleingeld haben, sich hierüber überhaupt Gedanken zu machen.

Im letzten Teil des Buches geht es nochmal um die Besonderheiten des Fliegen auf die Bahamas, eines der beliebtesten Ausflugsziele für Florida-Touristen.

Was ist besonders an dem Buch

Dieses Buch ist keine theoretische Abhandlung über die Unterschiede beim Fliegen zwischen Europa und den USA. Klar strukturiert führt es einen über die notwendigen Formalitäten hin zur Ausbildung in den USA und auch für den Piloten, der einfach nur einen Fliegerurlaub dort verbringen möchte ist etwas dabei.

Besonders gelungen ist der Aufbau des Buches. Die Kapitel hängen nur wenig von einander ab, so dass es dem interessierten Pilot möglich ist, sofort in das für ihn interessante Kapitel zu springen, ohne vorher den ganzen Vorspann gelesen zu haben.

Cessna 152 in Florida USA

Das Buch führt einen wirklich Schritt für Schritt durch die einzelnen Punkte, zeigt auf was bei der Flugplanung zu beachten ist und gibt hierbei sehr viele nützliche Tipps bzgl. der Hilfsmittel, die für eine gute Flugplanung zur Verfügung stehen.

Sehr schön sind auch die Abschnitte mit den verschiedensten Ausflugtipps in und um Florida, wo die Flugschule ja beheimatet ist. Ein weiteres beliebtes Ausflugziel aus Florida heraus sind die Bahamas. Hier gilt es wiederum viele Dinge bzgl. Ein- und Ausreise sowie Zoll zu beachten, weswegen diesem Thema ein ganzes Kapitel gewidmet wurde.

Beim Lesen kriegt man sofort Lust an den Rechner zu gehen und den nächsten Fliegerurlaub zu buchen.

Für wen ist das Buch geeignet

Dieses Buch ist ein Muss für jeden Piloten, der sich mit der Idee beschäftigt in den USA zu fliegen. Sei es um dort seine Pilotenausbildung zu machen oder einfach nur einen Fliegerurlaub in diesem weiten wunderschönen Land zu erleben.

Hier wird einem praktisch an die Hand gegeben was man für sein Vorhaben benötigt und welche Sachen im Voraus bereits geklärt werden können, damit vor Ort nur noch der Flugspaß im Vordergrund steht.

Wir empfehlen “Fliegen in den USA” deshalb jeden Piloten, der die Lust auf die große Weite der Vereinigten Staaten verspürt.