Navigationsrechner – der E6B alt aber aktuell

Der Navigationsrechner E6B – oder auch liebevoll Drehmeier genannt – hat 2020 seinen 80sten Geburtstag gefeiert und ist auch heute noch nicht aus der Flugausbildung wegzudenken. Selbst wenn in Zeiten von elektrischen Flugrechnern, Apps auf dem Smartphones und der allseits beliebten Navigations-Apps fรผrs Tablet der Navigationsrechner immer seltener Verwendung findet und viele Ihn nur noch fรผr die theoretische Flugprรผfung in die Hand nehmen, so hat er doch immer noch seine Berechtigung in der Pilotentasche. Im Gegensatz zu allen modernen Helferlein macht er nรคmlich nicht nach einem langen Flug oder starker Sonneneinstrahlung schlapp.

Die Geschichte des E-6B Flugcomputers

Der E-6B Flight Computer wurde von Philip Dalton erfunden. Einem Tรผftler, der durch sein Studium der praktischen Physik an der Cornell University und einem Master der Physik in Princeton, geradezu wie geschaffen war komplexe mathematische Formeln in ein einfaches Gerรคt zu packen. Nach seinem Abschluss 1924 arbeitete er in Harvard und war zu dieser Zeit Reserveoffizier der Artillerie. 1931 begann seine Pilotenkarriere an der Naval Aviation School in Pensacola, Florida.

Die primitiven Taschenrechner, die in der Artillerie in dieser Zeit verwendet wurden, waren unbefriedigend. Daltons Wunsch diese Modelle zu verbessern weckte sein generelles Interesse an mechanischen Computern. Entmutigt vom geringen Fortschritt der Technologie in der Artillerie, trat er der Marine bei, um dort bei deren Luftstreitkrรคften zu arbeiten. Einer gerade erst in der Entstehung befindlichen Einheit. Seine Erfindungen stieรŸen auf groรŸes Interesse bei den Piloten und Navigatoren dieser Einheit

Philip Dalton’s Dead Reckoning Rechner.
Zur Verfรผgung gestellt vom International Slide Rule Museum

Seine Erfindung ermรถglichte es den Piloten mit einer Hand den Flieger zu steuern und mit der anderen Hand die Flugberechnungen durchzufรผhren. Das Verfahren, das auch heute noch als „Dead Reckoning“ bekannt ist, ermรถglicht es die eigene Position anhand von Kurs, Geschwindigkeit, vergangener Zeit und letzter bekannter Position zu bestimmen und gleichzeitig die Winddrift zu berechnen.

Bei den geflogenen Missionen war es nicht mรถglich anhand von Bodenmerkmalen zu navigieren. รœblicherweise wurde ein Wasserflugzeug per Katapult von einem Kriegsschiff aus gestartet und flog dann mehrere hundert Meilen aufs offene Meer hinaus, bevor es zum Schiff zurรผckkehrte. Eine Navigation mittels Funk auf in dieser Zeit auf See ebenfalls nicht mรถglich, so dass sich der Pilot einzig auf seine Berechnungen verlassen konnte. Insbesondere die Berechnung der Winddrift war hier von groรŸer Bedeutung.

Einfach Gebrauchsanweisung fรผr die Windkorrekturen
Zur Verfรผgung gestellt vom Internation Slide Rule Museum

Das aktuelle Design des Navigationsrechners wurde 1940 als „E-6B“ im Army Air Corps (damals gab es noch keine Air Force) eingefรผhrt. Die Bezeichnung „E-6B“ war die damalige Teilenummer. Nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika 1941 bestellte das Army Air Corps รผber 400.000 Einheiten des Gerรคts. Besonders beliebt war der Flugrechner bei den Piloten der B-17-Bomber.

Lt. Philip Dalton konnte die Verbreitung seiner Erfolgs-Erfindung leider nicht mehr erleben, da er im Juli 1941 bei einem Trainingseinsatz ums Leben kam.

Auch heute noch ein verlรคssliches Werkzeug im Cockpit

Der E-6B ist ein vertrauenswรผrdiger Taschenrechner in schwierigen Zeiten, wenn alle elektronischen Helfer aufgegeben haben. Im Kern ist es ein kreisfรถrmiger logarithmischer Rechenschieber, der proportionale Berechnungen durchfรผhrt. Darรผber hinaus kann der E-6B Temperaturskalen, Zeit, Entfernung, Kraftstoffverbrauch, Dichtehรถhe und eine Vielzahl anderer Berechnungen sowie die Korrektur der Grundgeschwindigkeit und der Winddrift auf der anderen Seite umrechnen.

Das heutige Design ist seit 1941 fast unverรคndert

Auch wenn Kritiker einwerfen, dass der E-6B so ungenau sei und es heutzutage deutlich bessere Mรถglichkeiten gibt, die gleichen Rechnungen auf dem Smartphone oder sonst wo durchzufรผhren, hat der E-6B Navigationsrechner als Backup immer noch seine Berechtigung im Cockpit.
Mit ihm kann schnell auf Karten der Kurs und Entfernung abgelesen werden und man kann relativ schnell berechnen, zu welchem Zeitpunkt man an welchem Ort sein sollte, was bei der Navigation nach Karte ungemein hilft.
Es gibt sogar Experten, die mit einem E-6B schneller eine Rechenaufgabe lรถsen, als herkรถmmliche Piloten mit einem Taschenrechner oder einer entsprechenden App.

Berechnungen auch als App oder am PC

Wo wir gerade von Apps sprechen. Es gibt eine Menge an Apps, die die gleichen Berechnungen anstellen kรถnnen, wie der klassische Drehmeier.
Eine besonders bekannte ist Sporty’s E6B iPhone App, die erst kรผrzlich ein Update erfahren hat. Die App lรคuft nun nicht nur auf dem iPhone und dem iPad, sondern auch auf der Apple Watch, was fรผr schnelle รœberschlagsrechnungen sehr geschickt ist. Der Preis fรผr die App sind 9,99$

Sporty’s E6B App – auch fรผr die Apple Watch

Eine wirklich tolle App um den Umgang mit einem Navigationsrechner zu erlernen ist die Flight Computer Sim App, die sowohl fรผr Apple als auch Android Gerรคte verfรผgbar ist. Sie simuliert einen tatsรคchlichen Rechner. So kann man wirklich Schritt fรผr Schritt die Berechnung durchfรผhren, wie man es zum Beispiel in einer Prรผfung auch machen wรผrde.

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Eine weitere hochwertige E6B App ist die „MyE6B“ App, die auf allen Apple Gerรคten lรคuft. Mit der App hat man auch Zugriff auf verschiedene weitere Services wie METAR und TAF.

Fรผr den Rechner zu Hause empfiehlt sich der E6B Calculator. Hier kann man zum Beispiel seine Rechnungen fรผr die Prรผfung nochmals schnell รผberprรผfen. Des Weiteren bietet die Website viele weitere interessante Funktionen, wie das Decodieren von METARs und fรผr die IFR Piloten einen Holdingpattern Rechner, der einem visuell darstellt, wie in ein Holding eingeflogen werden sollte.

E-6B Navigationsrechner bei pilotenbedarf.de

Der E-6B ist trotz seinem hohen Alters und der digitalen Konkurrenz immer noch ein Muss fรผr jeden Flugschรผler und darf als absolutes Notfall Backup in keiner Pilotentasche fehlen.

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